„Die Zeit im Sommerlicht“ von Ann-Helén Laestadius ist ein kraftvoller und emotionaler Roman, der den Leser tief eintauchen lässt in die Kultur und Tradition der indigenen samischen Bevölkerung in Schweden, den Rentierzüchtern. Es wird die Geschichte von fünf samischen Kindern erzählt, die in den 1950er Jahren in sogenannte Nomadenschulen geschickt wurden. Diese Schulen waren Teil einer staatlichen Politik, die darauf abzielte, die Sámi-Kinder von ihren Familien zu trennen und sie zur Anpassung an die schwedische Kultur zu zwingen. Laestadius schöpft hier aus ihrer eigenen Familiengeschichte. Ihre Mutter musste solch eine Nomadenschule besuchen.

Die Kinder erleben dort physische und psychische Gewalt durch die „Hausmutter“,erfahren aber auch Hoffnung und Zuneigung durch eine junge Kinderpflegerin. Der Roman wechselt erzähltechnisch zwischen den 1950er Jahren und den 1980er Jahren. Jeder der inzwischen erwachsenen Charaktere kämpft mit den Folgen dieser traumatischen Erfahrungen auf unterschiedliche Art und Weise.

Ann-Helén Laestadius schreibt in einer klaren und eindringlichen Sprache, die den Schmerz der Kinder eindrucksvoll vermittelt. Gleichzeitig gibt es wunderschöne Beschreibungen der nordschwedischen Landschaft,

Die Verwendung von samischen Ausdrücken verleiht dem Roman zusätzliche Authentizität. Es ist eine bewegende und fesselnde Erzählung über Trauma, Identität und Widerstand und gleichzeitig ein Dokument der Aufklärung und Erinnerung an ein häufig verschwiegenes Unrecht.